Klaus Robatsch über Lawinenrucksäcke: „Die Airbags sind ein sehr gutes Hilfmittel, wenn etwas passiert.“

Porträt: Klaus RobatschIn diesem Beitrag liest du ein Interview mit Klaus Robatsch. Klaus leitet beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in Österreich die Abteilung für Forschung und Wissensmanagement. Das Thema alpine Sicherheit ist in der Alpenrepublik stets zentrales Thema. Daher ist Klaus auch jedes Jahr im Zuge der zu diesem Thema durchgeführten Pressekonferenzen ein wichtiger Ansprechpartner für nationale und internationale MedienvertreterInnen.

In dieser Interviewserie habe ich mehrere Experten zum Thema Lawinenrucksäcke interviewt. Diese Experten stammen nicht direkt aus dem Lager der Lawinenrucksack-Hersteller. Diese würden sich schließlich immer für Airbags ausprechen. Ich habe mit Personen gesprochen, die im Winter fast täglich mit dem Bewegen abseits der gesicherten Pisten konfrontiert sind.

Hallo Klaus, bitte stelle dich meinen Lesern kurz vor:

Klaus Robatsch, Dipl.-Ing., geboren am 23.4.1965 in Villach, aufgewachsen in Pörtschach am Wörther See, Abschluss der HTL für Tiefbau in Villach und Studium der Raumplanung an der TU Wien.

Bereichsleiter für Forschung & Wissensmanagement im Kuratorium für Verkehrssicherheit, „National Focal Person for Injury Prevention“ der WHO EURO Region (seit 2014), Univ.-Lektor an der TU Wien und an der Fachhochschule des bfi für Logistik und Transportmanagement.

Sicherheit & Risiko

Klaus Robatsch ist als KFV Forschungsleiter zuständig für Präventionsprojekte zu den Themen Verkehr, Sport, Heim und Freizeit. Seit 1992 Erstellung von zahlreichen Fachbüchern und Fachartikel sowie Vorträge und Interviews zu Unfallanalysen, Sicherheit und Risikoverhalten.

Aktiv

Klaus Robatsch war 8x österreichischer Meister im Wasserskifahren und ist noch immer ein begeisteter Wasserskifahrer, Volleyballspieler, Skifahrer und Snowboarder. Freeriden vor allem in Zürs und Lech aber u.a. auch in den letzten Jahren im Aostatal und Tuscheti (Georgien).

Wie stehst du zum Thema Sicherheit beim Skifahren/Snowboarden im freien Gelände?

Sicherheit ist für mich ein wichtiger Aspekt, egal ob ich mit dem Auto, dem Fahrrad oder im Gelände beim Skifahren oder Snowboarden unterwegs bin.

Die Freude über den tollen Schnee, das Gelände und die Natur darf jedoch nie die Aufmerksamkeit von den wesentlichen Dingen ablenken. Daher ist eine gute Vorbereitung notwendig, um die Abfahrten mehr genießen zu können.

Zur Vorbereitung gehören neben der generellen Fitness auch die Einschätzung der aktuellen Tagesverfassung – denn nur wenn die wirklich gut ist, sollte man sich der Herausforderung stellen, auch im freien Gelände zu fahren. Ebenfalls zur Vorbereitung gehören das Einholen von grundlegenden Informationen über das gewählte Gelände, die Wettervorhersage, die Lawinensituation und der Materialcheck. Zum Materialcheck gehören sowohl die Kontrolle der Funktionsfähigkeit des LVS-Gerätes, die Kontrolle des Lawinenairbags und des Handys.

Es gibt mehrere Methoden um die Lawinensituation vor Ort einzuschätzen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man die gewählte Methode wirklich beherrscht und regelmäßig übt. Da ich leider „nur“ 10 bis 15 Tage im Jahr im Gelände unterwegs bin, fahre ich meist nur mit einem Skiführer.

Was sollte jeder Snowboarder/Skifahrer beim Fahren im freien Gelände beachten?

Das Wichtigste ist, vorbereitet in den Skitag zu gehen. Genauso wichtig ist es, sich der Risiken bewusst zu sein, denen man sich im freien Gelände aussetzt.

Selbst bei Lawinenwarnstufe 1 kann eine Lawine abgehen (LVS-Gerät nehme ich immer mit). Da draußen gibt es keine absolute Sicherheit. Darum ist es immer gut als Gruppe unterwegs zu sein und ausreichend Sicherheitsabstand – besonders bei der Querung oder Abfahrt im offenen bzw. steileren Gelände – zu achten.

Hilfsmittel, die im Falle eines Falles die Rettung erleichtern bzw. die Überlebenschancen erhöhen sind für mich immer mit dabei – also LVS, Schaufel, Sonde, Handy und Lawinenairbag.

Was hältst du von Lawinenrucksäcken mit Airbags? Verwendest du selbst einen?

Lawinenairbags sind ein sehr gutes Hilfsmittel, wenn einmal etwas passiert. Sie ersetzen jedoch nicht die gründliche Vorbereitung in allen anderen Bereichen.

Ich habe selber einen Lawinenairbag, aber ich weiß nicht mehr, wann ich die letzte Wartung habe machen lassen, und darum leihe ich mir immer einen aus. In diesem Fall kann ich davon ausgehen, dass die Airbags gut gewartet und funktionsfähig sind.

Hast du einen Favoriten unter den Lawinenrucksäcken? Wenn ja, warum?

Nein – dadurch, dass ich ihn mir ausborge, kann ich meistens auf neue Modelle zurückgreifen.

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Das Bild zum Beitrag wurde von Klaus Robatsch zur Verfügung gestellt.