Pieps (Black Diamond) Jetforce Airbag

Der Pieps Jetforce

7.7

Preis-Leistung

6.5/10

Sicherheit

9.0/10

Komfort

7.5/10

Vorteile

  • Auslösung trainierbar
  • Autonachpumpen/Entleerung
  • größtes Airbag

Nachteile

  • hohe Anschaffungskosten
  • hohes Gewicht

Das nordamerikanische Unternehmen Black Diamond hat sich mit dem LVS-Gerät-Hersteller Pieps zusammengetan und ein gemeinsames Lawinenrucksack-System entwickelt. 2013 wurde dann das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen präsentiert. Die Markteinführung erfolgte 2014. Heraus kam der Pieps Jetforce Lawinenrucksack.

Gleich soviel zu Beginn: Die Jetforce-Systeme punkten mit einigen großartigen Detail-Lösungen, patzte dann aber am Anfang ein wenig im Detail. Mittlerweile sind die Kinderkrankheiten der Entwicklung aber überstanden und ein zukunftsweisendes System mit einer ganz anderen Technik erobert den Markt. Sehen wir uns zuerst mal das System im Allgemeinen an:

Airbag-Rucksack mit Düsengebläse

Die größte Revolution des Systems ist sein Verzicht auf Gaskartuschen. Stattdessen verbaut Pieps ein kleines Düsengebläse, das von einem Mikroprozessor gesteuert wird und von einer Li-Ionen-Batterie mit Energie versorgt wird.

Der Motor pustet in 3,5 Sekunden einen 200 Liter-Airbag auf. D.h.: Das Volumen ist 50 Liter größer als der Branchenstandard und nur unwesentlich langsamer (im Durchschnitt pusten die Kartuschensysteme 150 Liter in 3 Sekunden auf). Die Auffaltung erfolgt hinter dem Nacken und seitlich am Rucksack.

Intelligent: Airbag wird erst groß gehalten, dann automatisch eingezogen

Der Airbag selbst ist aus besonders reißfestem Material. Doch auch für den Fall, dass die Haut verletzt wird, hat man sich etwas einfallen lassen: Der Jetforce bläst alle 20 Sekunden Luft nach, um den Airbag aufgeblasen zu halten. Doch der wahre Clou kommt erst: Nach 3 Minuten saugt der Ventilator die Luft nämlich automatisch wieder ab. Dadurch entsteht im Fall einer Verschüttung eine 200 Liter große Atemkammer, die den Verschütteten atmen lässt und den Rettern gleichzeitig die Bergung erleichtern kann.

Wo ist mein Knopf?

Der Aufblasvorgang ist gut durchdacht, das Auslösesystem im Gegensatz zur Konkurrenz etwas umständlich. Der Jetforce wird nämlich nicht wie andere Systeme über einen Bowdenzug ausgelöst, sondern man muss es erst mit einem kleinen roten Knopf „scharf machen“, um das Gebläse in Bereitschaft zu versetzen. Allerdings ist dieser Knopf so dimensioniert, dass es mit Handschuh etc. etwas umständlich ist. Zudem muss man ein kleines grünes Licht beobachten, ob das System auch in Ordnung ist. Ist dies der Fall, kann man den Jetforce aber mit einem Zug – ähnlich wie bei den anderen Systemen – auslösen.

Vorteil des Jetforce-Airbags: Billig im Betrieb

Hier liegt nämlich einer der größten Vorteile des Jetforce-Systems: Die laufenden Kosten sind unschlagbar. Mit einer Akku-Ladung kann man den Airbag bis zu vier Mal auslösen. D.h.: Man kann theoretisch vor jedem Start ins Gelände den Auslöser betätigen und den Umgang mit dem Airbag üben, ohne dass zusätzliche Kosten auf einen zukommen.

Bei einem Gerät, dessen korrekte Handhabung zwischen Leben und Tod entscheidet, ist das natürlich ein unschätzbarer Vorteil. Gleichzeitig sind die Kosten für das Aufladen der Akkus natürlich verschwindend gering im Vergleich zum Preis von Druckluftpatronen. Wenn man daran denkt, dass eine Gasflasche für die Airbags namhafter Hersteller schon mal 100-200 Euro kosten kann, ist das natürlich langfristig ein riesiger Vorteil. Hier schlägt das System von Black Diamond die Mitbewerber um Längen.

Nachteil: Teuer in der Anschaffung

Allerdings langt Black Diamond dafür auch beim Anschaffungspreis etwas härter zu als die Mitbewerber: Mit ab ca. 1050 Euro für einen Rucksack ist das System bei der Erstanschaffung deutlich teurer als andere Systeme. Das wird vielleicht einige Käufer abschrecken. Man sollte hier aber wirklich miteinberechnen, dass man hier eine Investition für viele Jahre tätigt – und wenn man ein paar Test-Auslösungen hinter sich bringt, amortisiert sich der Preis wohl recht bald.

Black-Diamond ist fit für Helis und Flugzeug

Ein Vorteil des Systems ist auch seine Flugsicherheit: Während man bei anderen Anbietern zittern muss, ob man den Airbag auch wirklich im Flugzeug (oder auch beim Heliskiing) transportieren darf, gibt es beim Jetforce System vermutlich nie Diskussion. Hier sind keine Sprengstoffe oder Druckpatronen verbaut, damit ist alles sicher. Theoretisch könnte man den Rucksack sogar im Handgepäck transportieren.

Es gab bedenken: Akkus mögen im Normalfall keine niedrigen Temperaturen

Das Akku-System bringt auch Nachteile: Bei extremen Temperaturen neigt ein Li-Ionen-Akku im Normalfall leider zu Leistungsabfällen und im Extremfall sogar zur Selbstzerstörung. Diese anfänglichen Bedenken vor der letztendlichen Markteinführung haben sich aber offenbar gelöst.

Dank eines aufmerksamen Lesers habe ich die Bedienungsanleitung zugeschickt bekommen. Darin ist eine zulässige Betriebstemperatur von -30 Grad bis +45 Grad Celsius angegeben. Innerhalb dieser Temperaturspanne sollte das System laut Anleitung also funktionieren. Diese Temperaturspanne ist sehr gut. Das Jetforce-System gehört damit sicherlich zu den attraktivsten Mitbewerbern des Platzhirsches ABS-Lawinenrucksäcke.

Mein Fazit

Die innovativen Denkansätze gehen beim Pieps-Lawinenrucksack in die richtige Richtuung und es wird viel bedacht auf Praxistauglichkeit (nicht jede Kartusche darf zum Heliskiing) und größere Sicherheit gelegt. Auf der Negativseite stehen Gewicht, (der 28-Liter-Rucksack wiegt 3,4 Kilogramm) der hoche Anschaffungspreis.

Der Pieps Jetforce

7.7

Preis-Leistung

6.5/10

Sicherheit

9.0/10

Komfort

7.5/10

Vorteile

  • Auslösung trainierbar
  • Autonachpumpen/Entleerung
  • größtes Airbag

Nachteile

  • hohe Anschaffungskosten
  • hohes Gewicht