Christian Eder über Lawinenrucksäcke: „Ich selbst habe sogar zwei Airbag-Rucksäcke.“

Portraitbild: Christian EderIn diesem Beitrag liest du ein Interview mit Christian Eder. Christian ist staatlich geprüfter Bergführer. Ihm gehört die Bergsportschule Zillertal Alpin. Zudem ist Christian Eder Ausbilder bei der Bergrettung Tirol. D. h.: Er zeigt jenen, die ihr Leben für Verunglückte riskieren, wie sie ihr unvermeidliches Risiko bei den Rettungsaktionen so gering wie möglich halten.

In dieser Interviewserie habe ich mehrere Experten zum Thema Lawinenrucksäcke interviewt. Diese Experten stammen nicht direkt aus dem Lager der Lawinenrucksack-Hersteller. Diese würden sich schließlich immer für Airbags ausprechen. Ich habe mit Personen gesprochen, die im Winter fast täglich mit dem Bewegen abseits der gesicherten Pisten konfrontiert sind.

Hallo Christian, bitte stelle dich meinen Lesern kurz vor:

Mein Name ist Christian Eder von Zillertal-Alpin. Ich bin staatl. geprüfter Berg-und Schiführer, mit Zillertal-Alpin selbständiger Bergführer. Ich bin seit 6 Jahren Ausbilder bei der Bergrettung Tirol und arbeite seit 23 Jahren im Bergrettungsdienst als Einsatz- und Ortsstellenleiter der Bergrettung Ginzling; 6 Jahre als Lawinenhundeführer.

Wie stehst du zum Thema Sicherheit beim Skifahren/Snowboarden im freien Gelände?

Das Thema Sicherheit steht dabei für mich an oberster Stelle. Wenn ich im freien Skiraum unterwegs bin, habe ich Verantwortung für mich selbst und auch für meine Begleiter/innen zu tragen.

Das heißt: Ich muss mich so verhalten, dass ich das Risiko so gering wie möglich halten kann. Damit ich das kann, muss ich mir das entsprechende Wissen aneignen, indem ich diverse Kurse, sei es bei einem Bergführer, Alpinschule, Alpinen Vereinen usw. besuche.

Ich muss mich mit dem Thema Lawinen und weiteren alpinen Gefahren befassen. Erfahrung sammeln, indem ich am Anfang, mit erfahrenen Leuten, mit Bergführen usw. unterwegs bin.

Man sollte Respekt vor dem Berg haben und die Berge nicht als Sportgerät bzw. große Spielwiese ansehen.

Wenn eine Tour wegen zu hoher Lawinengefahr bzw. schlechtem Wetter oder gefährlichen Verhältnissen nicht machbar ist, muss man auch mal verzichten, und den hausgemachten Leistungsdruck, den man sich selbst auferlegt, unterdrücken können.

Was sollte jeder Snowboarder/Skifahrer beim Fahren im freien Gelände beachten?

Man sollte über die aktuellen Verhältnisse Bescheid wissen, den Lawinenlagebericht gelesen haben und diesen auch interpretieren können. D.h.: Man muss wissen wo ist es momentan gefährlich, Hangrichtung Steilheit, Neuschnee, was bedeutet Triebschnee, wie erkenne ich Triebschnee, Entlastungsabstände beim Aufstieg, das Einzelbefahren steiler Hänge, Gefahrenmuster erkennen usw….

Vollständigkeit der Sicherheitsausrüstung:

  • Lawinenverschüttetensuchgerät (Modernes digitales 3 Antennengerät).
  • Lawinenschaufel
  • Lawinensonde.

Diese 3 Gegenstände sind Pflichtgegenstände. Eine erfolgreiche Suche, bzw. Bergung eines Verschütteten funktioniert nur mit allen 3 Komponenten. Hinzu kommen noch:

  • Erste Hilfe Ausrüstung
  • Handy
  • bei einem Smartphone das Notfallapp der Bergrettung Tirol

Unerlässlich dabei ist aber auch, dass ich mit dieser Notfallausrüstung auch umgehen,- und diese richtig einsetzen kann. Dies kann ich auch wieder nur bei erfahrenen Spezialisten erlernen.

Z. B.: Ab Lawinenstufe 3 (erheblich) sollte ich nicht mehr steiler als 35 Grad Hangneigung oder noch besser nicht über 30 Grad Hangneigung gehen bzw. fahren.

Ich muss mich auch mit dem Risikomanagment Lawine auseinander setzen, Reduktionsmethode (nach Werner Munter), Stop or Go( Alpenverein), Gefahrenmuster (z.B.: Lawinenwarndienst Tirol), Abgesehen von der Lawinensituation sollte ich als verantwortungsbewusster Skitourengeher oder Variantenfahrer auch den Lebensraum wildlebender Tiere beachten. Schutzzonen wie Aufforstungsgebiete, Wildfütterungen meiden.

Was hältst du von Lawinenrucksäcken mit Airbags? Verwendest du selbst einen?

Der Lawinen-Airbag-Rucksack sollte eigentlich zur Standartausrüstung eines jeden Skitourengehers oder Freeriders werden.

Nicht, dass ich damit ein größeres Risiko eingehen kann , sondern, dass ich bei einer Auslösung einer Lawine nicht verschüttet werde bzw., dass ich auf der Schneeoberfläche zu liegen komme.

Der Airbag sollte auf keinen Fall dazu dienen einen falschen Sicherheitsgedanken zu bekommen.

Ich muss mich immer so verhalten, dass es nicht zum Lawinenabgang kommen kann. Ein gewisses Restrisiko ist in dieser Sportart aber schon gegeben.

Ich selbst verwende auch 2 Airbagrucksäcke von der Fa. Mammut. Der Vorteil dabei ist, dass man bei der Fa. Mammut das Auslösesystem inkl. Airbag zwischen den beiden Rucksäcken (2 versch. Größen) wechseln kann.

Weitere Experteninterviews findest du hier:

Das Bild zum Beitrag wurde von Christian Eder zur Verfügung gestellt.