Ein Lawinenrucksack mit Airbag-System ist eine Sicherheitsausrüstung für Skifahrer, Snowboarder oder Skitourengeher, die sich abseits der Skipisten aufhalten. Ein solcher Lawinenrucksack soll verhindern, dass der Bergsportler von den Schneemassen einer Lawine verschüttet wird.
“Einbetoniert” unter der Schneedecke muss man innerhalb möglichst kurzer Zeit von anderen gefunden, ausgegraben und gerettet werden, da sonst der Erstickungstod – mit 70 Prozent die häufigste Todesursache bei Lawinenunglücken – droht. Selbst bei freien Atemwegen und einem Hohlraum zum Atmen sinkt die Überlebenschance rapide ab, wenn sich eine Person mehr als 18 Minuten unter der Schneedecke befindet. Auch wenn alles perfekt funktioniert und erfahrene Retter am Werk sind, geht die Bergung eines Verschütteten an den Grenzbereich dieses Zeitfensters.
2-3 Minuten müssen für die Ortung und Sondierung angenommen werden. Bei einer durchschnittlichen Verschüttungstiefe von einem Meter müssen dann noch rund zwei Kubikmeter Schnee mit dem Spaten bewegt werden. Oftmals ist der Schnee durch die große Wucht der Lawine fest zusammengepresst. Die Schaufelarbeit wird dadurch selbst für fitte und geübte Helfer eine Herausforderung in nur 10-15 Minuten. Zusammengezählt ergibt dieser Standardablauf daher schon eine Rettungsdauer von 12-18 Minuten. In der Praxis kann es noch viel länger dauern…
Airbag-Lawinenrucksäcke, die eine solche Ganzkörperverschüttung verhindern können, sind derzeit in Europa von den Herstellern ABS, Mammut, Scott, Back Country Access (BCA) und (bald) von Black Diamond erhältlich. Beschränkt auf den Markt in Amerika vertreibt auch noch die Marke Wary ein weiteres Airbag-Rucksack-System, was ich aber genau aus diesem Grund auf dieser Website vernachlässigen werde.
Wie funktionieren die Airbag-Rucksäcke?
Wird ein Skifahrer oder Snowboarder von den Schneemassen einer Lawine erfasst, so sollte er sofort versuchen den Airbag seines Lawinenrucksacks auszulösen. Innerhalb von 2-3 Sekunden ist das Luftpolster aufgeblasen und liefert dem Sportler je nach Hersteller bis zu 170 Liter (= Kubikdezimeter) mehr an Volumen. Dieses größere Volumen sorgt für Auftrieb in den durch die Lawine losgetretenen Schneemassen und im Idealfall wird dadurch eine Verschüttung verhindert.
Das wissenschaftliche Prinzip, das dahinter steckt ist leicht erklärt: Es trägt den Namen “Paranuss-Effekt”. Dieses physikalische Gesetz besagt, dass bei gleichzeitiger Bewegung mehrerer Teilchen, die größten obenauf “schwimmen”.
Das kannst du dir schwer vorstellen und du brauchst dafür einen Beweis? Da fällt mir ein Beispiel ein, dass wahrscheinlich sehr viele von uns schon in unserer Kindheit gekannt haben. Wer früher Cornflakes und Co. zum Frühstück gegessen hat, kann sich bestimmt noch an die Geschenke erinnern, die von den Herstellern ab und zu in den Packungen versteckt waren. Blöderweise waren die nicht irgendwo außerhalb des Sacks mit den Flakes angebracht, sondern sie waren mittendrin. Nun hatte man zwei Möglichkeiten: Entweder man fischte unappetitlich mit der Hand in den Cornflakes nach dem Geschenk oder man begann die Packung ganz einfach zu schütteln. Wer schüttelte, konnte sich sicher sein, dass das Geschenk langsam aber sicher an die Oberfläche “schwamm”.
Genauso verhält es sich mit den großen Teilen in einer Lawine – und je größer, desto stärker der Auftrieb. Im Beispielbild der Cornflakes nimmt der Skifahrer die Rolle des Geschenkes ein und die Schneekristalle die Rolle der Flakes. Dank dieses Effekts kann ein Airbag-Rucksack in vielen Fällen eine Verschüttung verhindern und so Leben retten.
Welche Airbag-Lawinenrucksäcke funktionieren nach dem “Paranuss-Effekt”?
Grundsätzlich funktionieren alle Airback-Lawinenrucksäcke nach dem gleichen physikalischen Prinzip. Die Hersteller verfolgen dennoch unterschiedliche Strategien zur Vermeidung der Verschüttung und bewerten die Gefahrenpotenziale der einzelnen Lawinenunfallphasen verschieden. Hierfür eignet sich der Vergleich und du solltest selbst bestimmen, welcher Aspekt dir am wichtigsten erscheint. Die Informationen rund um die Systemunterschiede von ABS, Mammut, BCA, Scott Alpride und Black Diamond habe ich dir auf der Startseite übersichtlich zusammengestellt und in detailartikel erklärt: